Kreuzbund Gruppenstunde einmal anders

Viele Weggefährten des Kreuzbund Leipzig besuchen schon seit Jahren unsere Selbsthilfegruppen. Die regelmäßigen Gespräche über unsere Sucht und die stetige Begegnung und der Austausch mit anderen Betroffenen, haben sich als wirksames Ritual etabliert, das unsere Abstinenz festigt. Sollte es aber zu einem Rückfall kommen unterstützt die Gruppe dabei zurück an ein sicheres und trockenes Ufer zu gelangen.

Neben unserer Kernkompetenz als Betroffene und den Gesprächen über die Abhängigkeit, haben wir in Leipzig immer auch den Wunsch von Zeit zu Zeit über den Tellerrand zu schauen. Einmal im Monat findet ein Kultur oder Erlebnisprogramm statt.

Blick von der Krypta bis in die Kuppel mit 324 lebensecht großen Reitern
Blick von der Krypta bis in die Kuppel mit 324 Reitern in Lebensgröße

Wie wir es umsetzen

Am 6.2.2020 stand das Wahrzeichen Leipzigs, das Völkerschlachtdenkmal, im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit. Im Kern erarbeiteten drei Weggefährten gemeinsam einen Vortrag.

Unterstützt wurden sie bei der Präsentation aber durch die gesamte Gruppe. So durfte jeder einen Teil dazu beitragen, dass der Vortrag ein gemeinsames Projekt wurde. Sei es die Bedienung des Computers und des Beamers, das abwechselnde Vorlesen aus den historischen Schriften, die Bereitstellung von Getränken und Snacks und besonders die Nachfragen und Impulse für kurze Diskussionen.

Bilder aus dem Fundamentbereich des Völkerschlachtdenkmal
Bilder aus dem Fundamentbereich des Völkerschlachtdenkmal. Deutlich sichtbar die Wasserschäden.

Drei Phasen: Planung, Erbauung und Restaurierung

Der Abend war in drei Abschnitte gegliedert. Zuerst drehte sich alles um den Anlass der Errichtung eines der größten Denkmäler Europas (91m): den Befreiungskriegen von der napoleonischen Herrschaft, insbesondere der Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Im zweiten Teil befassten wir uns mit der Erbauung selbst. Wir warten einen Blick in das Fundament und staunten darüber, dass nicht mehr als 40 Bauarbeiter an seiner Errichtung beteiligt waren. Ebenso bemerkenswert ist, dass nur die innen und von außen sichtbaren Teile aus dem uns bekannten Beuchaer Granit bestehen, dahinter aber Stampf~ und Eisenbeton genutzt wurden. Ihr habt richtig gelesen: das Völkerschlachtdenkmal besteht zu 90% aus gewöhnlichem grauen Beton.

Dr. Michael Stahr bei seinem Vortrag über das Völkerschlachtdenkmal
Dr. Michael Stahr bei seinem Vortrag über das Völkerschlachtdenkmal

Im dritten Abschnitt ging es dann um die aufwendige Restaurierung des Bauerweks, die 2003 begann und bis heute andauert. Wusstet Ihr, dass man einmal beabsichtigte, das Völkerschlachtdenkmal verfallen zu lassen? Ohne des Engagements eines Vereins, der sich um eine Sanierung bemühte, hätte es sicher nicht mehr lang gedauert, bis die durchnässten Steine ihre Tragfähigkeit verloren und vom Denkmal nur mehr ein Schutthaufen übrig geblieben wäre.

Im Inneren des Fundaments des Völkerschlachtdenkmals
Im Inneren des Fundaments des Völkerschlachtdenkmals
Eine von vier Kolossalfiguren im Völkerschlachtdenkmal
Eine von vier Kolossalfiguren im Völkerschlachtdenkmal

Ein Projekt, das alle mit einbezieht

Der Kern der Selbsthilfe sind die Gespräche über unsere Erfahrungen im Umgang mit der Sucht. Auf dem Weg zu einer zufriedenen Abstinenz helfen uns dabei Projekte wie dieser Vortrag über das Völkerschlachtdenkmal. Jeder Weggefährte trägt einen Teil zu seinem Gelingen bei und erlebt dabei seinen persönlichen großen Wert für die Gemeinschaft. Wir spüren die Freude, die es bereitet seine Fähigkeiten zum Wohle der Gruppe einzubringen. Wir ernten Dankbarkeit von unseren Mitmenschen, für die Zeit und Mühe, die wir aufbringen. Auf diesem Weg stärken wir das Selbstvertrauen und erschließen uns neue Betätigungsfelder.

Das alles gibt unserem Dasein einen Sinn und wir fühlen uns als Mensch wertvoll, geliebt und erfolgreich. Das macht uns stark auf dem Weg in eine zufriedene Abstinenz und ein erfülltes Leben.

See der Tränen - Blick vom Balkon des Völkerschlachtdenkmal
See der Tränen – Blick vom Balkon des Völkerschlachtdenkmal – im Hintergrund das Zentrum von Leipzig